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Warum ich in Finnland "hängenblieb"

Inzwischen ist meine erste Reise nach Finnland schon über ein Jahr her. Seitdem war ich noch fünf weitere Male dort. Ich kann mich noch gut erinnern, wie aufgeregt ich damals war. Im Juni 2017 hatte ich mich über die Uni für einen Sommerkurs in Turku beworben, bei dem wir Studenten der finnischen Sprache dort einen Monat lang einen Intensivkurs machen konnten. Als ich meine Platzzusage bekam, war ich komplett hin- und hergerissen. Einerseits wollte ich natürlich unglaublich gern nach Finnland, andererseits war ich es überhaupt nicht gewöhnt, alleine für so lange Zeit zu verreisen. Weil ich mir die Chance aber nicht entgehen lassen wollte, packte ich mutig meine Sachen zusammen und machte mich auf zu einer Reise, die mein Leben verändern sollte. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht und Du glaubst gar nicht, wie hibbelig ich die Tage vor der Abreise war! Vollkommen umsonst: die ganze Nervosität und Skepsis, mit der ich losgeflogen war, löste sich schlagartig in Luft auf, als ich in Helsinki aus dem Flieger stieg. Schon beim Landeanflug konnte ich meine Augen gar nicht von den riesigen Wäldern lösen, die da unter mir lagen (zum Glück hatte ich einen Fensterplatz ;)). In meiner Brust machte sich ein herrliches Gefühl von Weite und Freiheit breit, das bei meinem ersten Kontakt mit finnischem Boden um die feste Überzeugung "hier gehöre ich hin" erweitert wurde. Die kommenden vier Wochen waren nicht nur für meine Finnischkenntnisse Gold wert, sondern auch für meine persönliche Entwicklung. Es ist eben doch was anderes, sich alleine (die anderen Studenten mal ausgenommen, die ja alle das selbe Problem hatten :P) in einem fremden Land durchzuschlagen, als wohlbehütet zuhause bei den Eltern zu wohnen und von dort aus morgens zur Uni und abends ins gemachte Nest nach Hause zu fahren. Außerdem lernte ich in dieser Zeit, wie viel Schönheit es auf der Welt eigentlich gibt. Ja, ich weiß, das klingt super kitschig, aber es ist zu hundert Prozent wahr! Ich verbrachte Stunden allein im Wald, ohne, dass auch nur ein einziger anderer Mensch vorbeigekommen wäre. Eine Erfahrung, die sehr wertvoll für mich war. Und sehr bezeichnend für Finnland, denn dort kommt es einem vor, als würde die Zeit stillstehen, als gäbe es sowas wie gestresste Menschen gar nicht (ich habe später gelernt, dass es die doch gibt. Allerdings wesentlich weniger als hier in Deutschland). Alle Finnen, die ich dort kennenlernte waren unfassbar freundliche und hilfsbereite Menschen und bei Weitem nicht so reserviert, wie man es dem finnischen Volk ja allgemein nachsagt. Wenn ich Argumente dafür nennen müsste, warum ich innerhalb eines Jahres sechs Mal in Finnland war, würde ich vermutlich folgendes aufzählen:

  • grenzenlose, unberührte Natur
  • Ruhe und Entschleunigung
  • liebe und hilfsbereite Menschen, die sich im allgemeinen freuen, Dich kennenzulernen und Dir etwas über ihr Land und ihre Kultur zu erzählen
  • SAUNA! (vergiss niemals Sauna, wenn Du in Finnland bist!)
  • das Meer
  • die Sprache (ja, sie klingt abgefahren und ist schwer zu lernen, aber wunderschön :))
  • Fazer Schokolade und Tupla (besser als alles andere, unbedingt probieren!)
  • Personal Space wird hier trotz Gastfreundschaft großgeschrieben und das ist auch gut so :)
  • keine großen Menschenmassen (nein, auch nicht in Helsinki. Außer bei Veranstaltungen, aber dazu mehr in einem anderen Blogartikel)
  • unendliche Tage im Sommer
  • ...

Die Liste könnte endlos weitergehen, aber was der wichtigste und bedeutendste Grund für meine Liebe zu Finnland ist, lässt sich gar nicht mit Worten beschreiben. Es ist ein GEFÜHL: Das Gefühl, angekommen zu sein. Zuhause. Das Gefühl, aus tiefstem Herzen sagen zu können: "Hier gehöre ich hin."